Hoffnungsvoller Nachwuchsorganist aus Tirol gastierte im Münster St. Georg Dinkelsbühl
Breit gefächerter Einfalls- und Stilreichtum
Roger Sohler präsentierte an der Rieger-Orgel Klassik, Moderne und eigene Improvisationen
DINKELSBÜHL – „Manche Kirchenmusiker hierzulande wären sicher froh über einen solch talentierten und fleißigen Nachwuchs“, sagte Dekanatskantor Michael Routschka nach dem Gastspiel des 23-jährigen Tiroler Organisten Roger Sohler im Münster St. Georg. Bei dieser Gelegenheit wies Routschka auf das am 31. Juli, im Münster im Rahmen des Europäischen Orgelfestivals „Via Claudia Augusta“ stattfindende Orgelkonzert mit dem italienischen Organisten Silvio Celeghin aus Padua hin.
Mit dem Konzert in Dinkelsbühl ging Sohlers lang gehegter Wunsch in Erfüllung, auf der bekannten Rieger-Orgel spielen zu dürfen. Machtvoll stimmte er zum Auftakt die klangprächtige Sinfonia „Wir danken dir, Gott“ aus Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) „Ratswahlkantate, BWV 29, an, die einen äußerst temperamentvollen Thomaskantor offenbarte. Graziler Gegensatz zu diesem Hymnus: Joseph Rheinbergers (1839 – 1901) verträumte „Cantilene“ aus der Sonate Nr. 11 in d-Moll, op. 149 in der sich Barock und Romantik die Hände reichen.
„In die Vollen“ ging Roger Sohler mit Jean-Joseph Rosenblatts (*1923) prachtvoller „Toccata“, einer ursprünglichen als Vorspiel dienenden Kompositionsart, die sich längst zur Selbstständigkeit gemausert hat.
Temperamentvoll bewies das jugendliche Talent Sohler auch mit eigenen Improvisationen seinen breit gefächerten Einfalls- und Stilreichtum, mit dem er von der Klassik bis zur Moderne eine facettenreiche Brücke baute.
„Das Beste zuletzt“ sagte sich der Tiroler, als er drei Sätze aus der „Symphonie Nr. 5 in f-Moll von Charles-Marie Widor (1844 – 1937), dem genialen Spätromantiker, aus einem fulminanten Werk präsentierte, das allein fast abendfüllend gewesen wäre. Kaum eine Komposition beansprucht neben der geistigen Konzentrations- auch die physische Kraft des Organisten. Doch Sohler konnte die Anstrengung nichts anhaben, bereitete das Spiel dem engagierten Organisten doch mindestens ebenso viel Freude wie den Zuhörern.