Kirchanschöring. Mit einem «strahlenden» Beginn eröffneten die beiden Musiker Martin Buchholzer (Trompete) und Roger Sohler (Orgel) am Samstagabend das Konzert in Kirchanschörings katholischer Pfarrkirche. Der Italiener Tomaso Albinoni (1671-1751), Komponist des Barock, schrieb dieses Concerto in B-Dur für Trompete und Orchester. Am Samstag wurde die Trompete von der Orgel begleitet. Heutzutage ist Albinoni der großen Öffentlichkeit weniger bekannt, doch war er zu seiner Zeit über Italiens Grenzen hinaus äußerst beliebt und wurde auf eine Stufe mit Vivaldi oder Corelli gestellt. Umso schöner, dass seine herrlichen Klänge am Samstagabend das Gotteshaus erfüllten.
Heitere Stimmung, mit Leichtigkeit von heller Trompete geblasenSeine großen, mit Trillern geschmückten Melodiebögen waren nicht nur im 1. Satz ein Ohrenschmaus. Im darauf folgenden getragenen Andante folgten nach zartem und langgehaltenem Anfangston der Trompete sanft-schmeichelnde, auch mit Trillern geschmückte Passagen, bis nach einem bewegten Allegro der 3. Satz in heiterer Stimmung, mit Leichtigkeit von der hellen Trompete geblasen, in klarer Höhe endete.
Bereits
mit zehn Jahren hat Martin Buchholzer (geb. 1970) begonnen,
Trompetenunterricht zu nehmen und ist – ansässig in
Ebensee/Salzkammergut – Mitglied der Salzkammergut Bläserphilharmonie
und Solvay Werkskapelle Ebensee. Neben seiner solistischen Tätigkeit (in
Salzburg erstmals 2014 bei Händels Messias Solotrompeter) ist
Buchholzer Leiter, Trompeter und Arrangeur des Blechbläserensembles «Die
Globaldenker», sowie der «Roither Feuerwehrmusi», also ein äußerst
vielseitiger Musiker.
Die folgende Musik wurde von Johann Sebastian Bach geschrieben,
ursprünglich als Chorwerk, nämlich die Kantate «Wir müssen durch viel
Trübsal» (BWV 146), in der Bach den darin angesprochenen Gegensatz von
Trauer und Freude vertonte. Hier wurde er von der virtuos gespielten
Orgel interpretiert. Roger Sohler verstand es meisterhaft, die
Gegensätze der Thematik herauszustellen: Den dramatischen Beginn mit
mächtigem Orgelklang, der sich noch steigerte, die Ostinati, über denen
sich in der Höhe immer neue Spannung und Lösung abwechselten bis zum
Ende hin, in der die positive Sicht für den Christenmenschen deutlich
wurde.
Dass der 1982 geborene Organist Roger
Sohler schon nach wenigen Jahren frühmusikalischen Unterrichts begann,
mit sechs Jahren Klavierspiel und Blockflöte zu erlernen, mag auf viel
musikalisches Talent hindeuten. Dass er aber bereits 1990, also mit acht
Jahren, als Organist tätig war, ist erstaunlich. Am Musikum Salzburg
und beim Kirchenmusikreferat der Erzdiözese Salzburg bildete er sich bei
verschiedenen Lehrern weiter. Neben seinem Amt als Hauptorganist in
seiner Gemeinde Ebensee spielt Sohler auch in Salzburgs
Adventsveranstaltung im Großen Saal des Mozarteums «A b’sondere Zeit»
und seit 2014 als Organist des «Internationalen Messiah Chorfestivals».
1918 interpretierte Sohler im Rahmen des Brahmsjahres dessen
Gesamtorgelwerk in Gmunden in der dortigen Stadtpfarrkirche.
Beim nächsten Bach (Gigue aus Cellosuite Nr. 2) spielte die Trompete den
ursprünglich für Cello geschriebenen Part und verlieh dem Künstler
durch diese Besetzung die Möglichkeit einer sehr persönlichen,
fundierten Interpretation in seinem temporeichen Spiel, in dem er seine
Kunst der flinken Läufe und zarten Ansätze zeigen konnte. Johann
Sebastian Bachs nächste Melodie aus dem Lied «Jesu bleibet meine Freude»
ist wohl vielen bekannt, doch sicher nicht in der schönen Fassung für
Orgel und Trompete, in der die getragene Melodie der Trompete zart von
der Orgel umspielt wird und die Trompete wiederum weich und sanft
verklingt. Das Concerto in D-Dur BWV972 von Johann Sebastian Bach begann
wieder mit einer jubelnden Trompete, von der Orgel ruhig untermalt.
Mühelose Höhe, herrliche Tonbögen und perfekte Treffsicherheit
zeichneten Buchholzers Spiel schon im Allegro des 1. Satzes aus. Das
Larghetto des 2. Satzes begann gedämpft in langsamen Vierertakt der
Orgel, zu dem die Trompete elegisch-feierlich in gebundenem Spiel
einsetzte und die Zuhörer zart und sauber in der Höhe voll
sehnsuchtsvoller Süße einfing. Mit langem Atem, mit der Trompete heiter
tänzelnd und in atemberaubendem Tempo und absoluter Treffsicherheit in
allen Höhen und Tiefen begeisterte Buchholzers Virtuosität im Allegro
des 3. Satzes und wurde mit spontanem Applaus belohnt.
Im wahrsten Sinn des Wortes alleRegister gezogen Bachs folgendes Präludium und Fuge in D-Dur BWV 532 war das Werk, bei dem wieder der Organist sein Können besonders unter Beweis stellen konnte. Bachs Kunst von Spannung und Lösung hielt den Zuhörer von Beginn der rasanten D-Dur-Tonleiter an gefangen: Wechsel von tiefen, vollen Bässen zu eindrucksvollen Höhen, durch schnelle Läufe verbunden, während gewaltige, volle Klänge das Kirchenschiff durchdrangen. Roger Sohler zog im wahrsten Sinne des Wortes alle Register und wurde mit viel Applaus belohnt. Johann Melchior Molter (1726-1789), ein sicher zu Unrecht wenig bekannter Komponist, hat das folgende Stück geschrieben: Concerto in D-Dur für Corno da Caccia, (für Jagdhorn), das von Martin Buchholzer tatsächlich gegen seine Trompete ausgetauscht wurde! Meist in begleitender Funktion, aber auch die Themen des Jagdhorns aufnehmend, war die Orgel involviert. Auch beim Horn bestach Buchholzer durch seine präzisen gebundenen Tonsprünge, bis dieses muntere Stück in fröhlicher Jagdstimmung endete.
Schade, dass nicht gerade viele Besucher die Kühle des Kirchenraums mit diesen herrlichen Klängen der Schwüle draußen vorgezogen hatten! Aber – so betonte Gemeindereferent Söllner bei seinen abschließenden Dankesworten an die Musiker – die wenigen, die hier waren, haben es genossen! Danach belohnten die beiden Musiker das kleine «Häuflein» noch mit einer Zugabe aus Bachs berühmter Orchestersuite Nr. 3.
Helga Mikosch